Record of Grancrest War – Es war einmal ein Traum ... (2024)

Nachdem Wakanim Record of Grancrest War bereits Anfang 2018 als Originalversion mit deutschem Untertitel im Stream veröffentlicht hat, bringt peppermint anime die Serie jetzt auch als Blu-ray und DVD auf den Markt. Wir haben uns den Anime genauer angeschaut.

Das Reich Atlantan ist zweigeteilt. Auf der einen Seite haben sich verschiedene kleine Reiche zur Factory Alliance zusammengetan, dem gegenüber stehen die Ländereien der Fantasia Union. Nachdem ein Friedensvertrag durch Heirat der Kinder der beiden Oberhäupter durch einen Dämon verhindert wurde, sind die Spannungen zwischen beiden Fraktionen schlimmer denn je.

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An diesem ereignisreichen Tag wird der Provinzfürst Villar auf die junge Magierin Siluca Melentes aufmerksam und möchte sie als Hofmagierin verpflichten. Da Villar als Frauenheld und Schwerenöter gilt, ist diese wenig angetan von ihrer neuen Stellung. Auf dem Weg zum Fürsten trifft Siluca auf Theo, der zwar nur ein kleines Crest, aber trotzdem das Potenzial zum Fürsten hat. Siluca beschließt, Theo ihre Treue zu schwören und nimmt sogleich die Aufgabe in Angriff, für ihren neuen „Herren“ ein geeignetes Gebiet zu erobern.

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Ehe der junge Theo sich versieht, ist er also zum Fürsten aufgestiegen, aber anstatt sich auf dieser Position auszuruhen, plant seine Magierin gleich die nächsten Schritte. Bei dem Tempo, das Siluca bei ihren Plänen allerdings vorlegt, bleibt abzuwarten, wo diese noch hinführen.

Fantasy-Welt mit knallharter Politik

Die Welt von Atlantan hat zwei große Probleme. Auf der einen Seite werden die Menschen immer wieder von Dämonen angegriffen und auf der anderen Seite haben ihre Herrscher nichts Besseres zu tun, als ständig gegen Vertreter der anderen Fraktion in den Krieg zu ziehen. Ein Crest, eine Art magisches Siegel, weist einem Menschen seine Rolle in dieser Welt zu. Um eine Machtposition einnehmen zu können, braucht man ein solches.

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Die Crests bestimmen allerdings nicht nur den gesellschaftlichen Rang, sie können sich auch weiterentwickeln. Nimmt ein Fürst ein Gebiet ein, übernimmt er das Crest des Verlierers und stärkt damit sein eigenes. Wem es gelingt, alle anderen zu übertreffen, soll König über das gesamte Atlantan werden und das sogenannte Grancrest erhalten. Dass dies allerdings nicht so allmächtig ist wie gern angenommen, wird bereits sehr früh in der Geschichte gezeigt.

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Insgesamt legt Record of Grancrest War ein Tempo innerhalb der Handlung vor, das es schwer macht, wirklich mitzukommen. Innerhalb von nur zwei Folgen wird Theo zum Fürsten und Eroberer anderer Gebiete. Schon bald steckt er mitten drin im Machtpoker, von dem er allerdings so gut wie keine Ahnung hat, weswegen Siluca die Entscheidungen trifft. Während man als Zuschauer noch nach dem großen Ganzen hinter diesen Plänen sucht, verändert sich die Situation schon wieder, ohne dass man überhaupt eine Möglichkeit bekommt, sich zurechtzufinden.

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Record Senki – so der Originaltitel – ist eine Light-Novel-Reihe von Ryo Mizuno, der unter anderem bereits die Vorlage zum Fantasy-Klassiker Record of Lodoss War lieferte. Der Autor war auch am Drehbuch für den Anime beteiligt, was man am Tempo bemerkt. In Prosa-Werken für junge Erwachsene bedarf es einer gewissen Geschwindigkeit innerhalb der Erzählung, um den Leser bei Laune zu halten. Diese allerdings eins zu eins auf das Medium Anime zu übertragen, gestaltet sich schwierig, wie Record of Grancrest War belegt. Die Handlung wirkt einfach nur gehetzt, als solle eine Art Vorgeschichte abgehandelt werden, bevor die eigentliche Story losgeht. Dem Zuschauer bleibt kaum Zeit, sich in die Geschichte einzufinden, da die inhaltlichen Schwerpunkte sich viel zu schnell wieder ändern.

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Wer ist hier der Boss?

Nachdem Siluca Theo fast gegen seinen Willen zum Fürsten gemacht hat, setzt sich die Machtstruktur innerhalb der Beziehung weiter so fort. In der Regel trifft Siluca die Entscheidungen, obwohl es ja eigentlich die Aufgabe ihres Fürsten wäre. Obwohl dieses Gebaren innerhalb der Handlung sogar zur Sprache kommt, wird das Machtgefälle weder wirklich ausgeglichen, noch ändert die resolute Magierin etwas an ihrem Verhalten. Dies macht die Handlung nicht nur inhaltlich unglaubwürdig, es tut den Figuren insgesamt nicht gut.

Theo wirkt die meiste Zeit eher wie ein Mitläufer, der nur sporadisch mal eigene Entscheidungen trifft. Dies schwächt nicht nur seine Position bei seinen eigenen Leuten, sondern macht es auch schwer, eine Beziehung zu ihm aufzubauen. Das angezogene Tempo innerhalb der Story tut sein Weiteres dazu, dass die Figuren in der Regel relativ klischeehaft bleiben. Resolute Magierin trifft auf edelmütigen, aber wenig ambitionierten Ritter. Dazu kommen verschiedene Nebenfiguren, die insgesamt auch nicht mehr überzeugen können, da die Zeit nicht bleibt, um mit diesen überhaupt warmzuwerden.

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Grafisch hingegen lässt Record of Grancrest War wenig Wünsche offen. Das Studio 1-A Pictures setzt die Geschichte schön in Szene. Vor allem die Crest in ihren strahlenden Farben und die Zaubersprüche der Magier sind echte Blickfänge. Ähnlich aufwendig sind die Fantasy-Settings dargestellt. Der Zuschauer wird zumindest an dieser Stelle direkt in die Serie gezogen.

Diese Sorgfalt fehlt leider bei den Figuren, was aber auch an der fehlenden Charakterisierung liegt. Bei den wichtigeren Figuren, die öfter auftreten, haben sich die Animatoren bemüht, ihnen ein individuelles Design zu geben, wobei sie sich auch hier kräftig in der Klischee-Kiste bedient haben. Während Siluca und Aishela eindeutig für den Fan-Service zuständig sind, bleibt Theo bei seiner Darstellung genauso durchschnittlich, wie es die Wichtigkeit seiner Rolle für die Handlung ist.

Alles eine Frage der äußeren Erscheinung

Die Leistungen des deutschen Sprechercasts erweisen sich als fundiert, wenn auch nicht überragend. Poetina Alija und Louis Friedemann Thiele geben sich in ihren Rollen wirklich Mühe, allerdings zünden sie weder in ihrer Verbindung zueinander, noch können sie den Zuschauer wirklich ansprechen. Die beiden haben bei der bestehenden Figuren-Konstellation aber auch keine einfache Aufgabe. Wenn man schon mit den Charakteren nicht richtig warm wird, ist es auch für die Synchronsprecher schwierig.

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Mit Judith Peres, Alina Freund und Eleni Möller holte Violetmedia noch relativ unbekannte Sprecher mit ins Team, die ihre Arbeit allerdings auch gut machen, selbst wenn die Dialoge teilweise ein wenig altbacken und hölzern rüberkommen. Tobias Brecklinghaus hingegen ist ein alter Anime-Hase, was man seiner Darstellung des Lassic David auch anhört.

Was das deutsche Release angeht, liefert peppermint anime eine Standardvariante mit einem Digipack, dessen Motiv auf den Light-Novel-Hintergrund der Reihe hinweist. Auf der Disc selbst sind einige Trailer, aber sonst keine weiteren Extras. Eigentlich schade, wenn man bedenkt, welch schöne aufwendige Boxen und Pakete der Publisher für die deutschen Anime-Fans schon bereitstellte.

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Fazit

Das Studio A-1 Pictures macht bei der grafischen Umsetzung von Grancrest Senki, so der Originaltitel des Anime, wenig falsch. Die Kämpfe sind dynamisch in Szene gesetzt und lassen bei Fantasy-Fans wenige Wünsche offen. Die liebevoll gestalteten Figuren passen sich gut in die mittelalterliche Kulisse ein und machen es für jeden Zuschauer leicht, einen Liebling zu finden.

Allerdings versucht das Studio bei seiner Umsetzung, die Story der Vorlage vom Tempo her zu sehr zu kopieren, sodass die Handlung an sich zu gehetzt wirkt, um wirklich fesseln zu können. Hat man sich gerade mit einer politischen Realität angefreundet, wird diese praktisch sofort wieder ins Gegenteil verkehrt.

Info

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Record of Grancrest War
Original Name: Gurankuresuto Senki
Studio: A-1 Pictures
Deutscher Publisher: pepermint Anime
Regisseur: Mamoru Hatakeyama
Drehbuch: WriteWorks, Ryo Mizuno, Shunsaku Yano
Musik: Yugo Kanno
Erscheint am: 26. Juli 2019
Synchronisation: Violetmedia GmbH, München
Länge: 150 Minuten (Episode 1 – 6)
Freigegeben ab: 16 Jahren
Genre: Fantasy, Action
Medium: DVD, Blu-ray

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